EMMI PIKLER – PIKLER KLEINKINDPÄDAGOGIK
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RUDOLF STEINER – WALDORFPÄDAGOGIK
EMMI PIKLER – PIKLER KLEINKINDPÄDAGOGIK
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RUDOLF STEINER – WALDORFPÄDAGOGIK
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Was ist der
pädagogische Hintergrund
von beginning well?
Die Initiatoren von beginning well orientieren sich vorwiegend an den Entwicklungsgedanken der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler (1902 – 1984) und der Waldorfpädagogik von Rudolf Steiner (1861 – 1925).
Darüber hinaus werden bei beginning well zu einzelnen Schwerpunkten auch weitere empirische Erkenntnisse und Forschungsergebnisse veröffentlicht.
Grundlegend für alle hier angesprochenen Themen ist eine wertschätzende, verständnisvolle Haltung gegenüber dem Kind und das Anliegen, beste Voraussetzungen für seine geistige, seelische und körperliche Entwicklung zu schaffen.
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Wertschätzender
Umgang
von Beginn an
Emmi Pikler
Der Name Emmi Pikler steht für einen Bewusstseinswandel im Umgang mit dem Baby und Kleinkind. Grundlegend ist die Haltung, dass das Kind – und sei es noch so jung – als eigenständiger Mensch anerkannt wird. Alle seine Äußerungen sind als Ausdruck seiner Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Nichts geschieht über seinen Kopf hinweg, ohne dass der Erwachsene zuvor wahrgenommen hat, was es wirklich braucht. Auch kündigt er dem Kind an, was er als nächstes mit ihm tun wird, und begleitet seine Handlungen mit Worten. „Würde man die ihnen eigenen Bedürfnisse berücksichtigen, dann wäre jeder gesunde Säugling heiter und ruhig.“ (Emmi Pikler: Friedliche Babys – zufriedene Mütter. Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin, S. 10. Mehr …)
Emmi Pikler zeigte sowohl in Familien als auch in dem von ihr gegründeten Säuglingsheim Lóczy, was ein Kind braucht, um zufrieden, in sich ruhend aufwachsen zu können.
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Beziehungsvolle Pflege
Gelegenheiten, um die Bedürfnisse des Kindes nach Geborgenheit, liebevoller Zuwendung, Vertrauen, Ungestörtsein und Freude zu befriedigen, geben insbesondere alle täglichen Pflegesituationen, z.B. das Stillen, Füttern, Wickeln, Baden, An- und Ausziehen.
Während all dieser Handlungen kann das Kind mit ungeteilter Aufmerksamkeit wahrgenommen und kennen gelernt werden.
„Das Sich-Kennenlernen ist freilich gegenseitig. Während wir das Kind kennenlernen, beginnt auch das Kind uns kennenzulernen und zwar vor allem unsere Hände. Die Hände bilden die erste Beziehung des Säuglings mit der Welt (außer dem Stillen.) Hände heben ihn auf, legen ihn hin, waschen, kleiden, füttern ihn eventuell auch. Welcher Unterschied: Wie anders ist das Bild der Welt, das sich für den Säugling offenbart, wenn ruhige, geduldige, behutsame, aber doch sichere und entschlossene Hände mit ihm umgehen – und wie ganz verschieden gestaltet sich die Welt, wenn diese Gebärden ungeduldig, derb oder hastig, unruhig und nervös sind.“ (Emmi Pikler: Friedliche Babys – zufriedene Mütter. Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin, S. 60f. Mehr …)
Schon dem Säugling wird ein Mitwirken bei den Pflegehandlungen ermöglicht, was ihn zunehmend zur Kooperation befähigt und eine Grundlage für seine Beziehungsfähigkeit und soziale Entwicklung bildet.
Ist das Kind nach der Pflege ausreichend menschlich genährt, so kann es sich in einer geschützten Umgebung frei bewegen und eigenständig sich selbst und seine nähere Umgebung erkunden.
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Eigenständige Bewegungsentwicklung
Emmi Pikler erkannte bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, als sie als Hausärztin Familien auch pädagogisch beriet, den Wert der Eigenaktivität und autonomen Bewegungsentwicklung des Kindes für seine Persönlichkeitsentfaltung. Sie machte deutlich, dass das Kind von Natur aus fähig ist, selbständig das Sitzen, Stehen und Gehen zu erlernen. Jede Unterstützung des Erwachsenen ist dabei nicht nur nicht sinnvoll, sondern kann negative Auswirklungen haben. So z.B. wenn der Säugling zu früh in eine sitzende Position gebracht wird, obwohl seine Muskulatur und die Wirbelsäule noch nicht kräftig genug sind.
„Der ganze Rumpf sinkt schlaff in sich zusammen, das Rückgrat ist gekrümmt, Bauch und Brustkasten werden zusammengedrückt und damit auch die inneren Organe, die Atmung wird erschwert. Am bezeichnendsten ist, daß wir befürchten könnten, das Kind könne jeden Augenblick umkippen.“ (Emmi Pikler: Friedliche Babys – zufriedene Mütter. Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin, S. 30. Mehr …)
Ein Säugling, der sich eigenständig aufgesetzt hat, sitzt nicht gekrümmt, sondern auffallend aufrecht.
Für Emmi Pikler bestätigte sich das Vertrauen, dass ein Kind selbst spürt, was es sich innerhalb seiner autonomen Bewegungsentwicklung zutrauen kann. Natürlich braucht es ein waches Begleiten durch den Erwachsenen, wenn das Kind sich in Situationen begibt, die auch gefährlich sein können.
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Selbständiges Erkunden und freies Spiel
Im freien Spiel entwickelt das Kind Geschicklichkeit und Ausdauer. Es erlebt seine vielfältigen Kompetenzen und macht die Erfahrung, dass es selbst in der Welt etwas bewirken kann.
„Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das Wichtigste ist. Ein Kind, das durch selbständige Experimente etwas erreicht, erwirbt ein ganz andersartiges Wissen, als eines, dem die Lösung fertig geboten wird.“ (Emmi Pikler: Friedliche Babys – zufriedene Mütter. Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin, S. 73. Mehr …)
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Weitere Informationen
über das Leben und Wirken
von Emmi Pikler
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Eine Auswahl
an Literatur
von Emmi Pikler
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Der folgende Text entstand dankenswerterweise in Zusammenarbeit mit Friedhelm Garbe, dem Studienleiter des Fernstudiums Waldorfpädagogik.
Rudolf Steiner –
Die kindliche Entwicklung
verstehen lernen
Besonders bekannt wurde Rudolf Steiner (1861 – 1925) durch seine Anregungen zu einem ganzheitlichen Verständnis des Kindes und dessen vielfältigen Entwicklungsschritten. Unter dem Namen Waldorfpädagogik sind sie inzwischen auf allen Kontinenten der Erde zu finden. Auch die biologische Landwirtschaft (Demeter), die ganzheitliche Medizin und Kosmetik (WALA,Weleda) oder ein sozial-ökologisch verantwortungsvoller Umgang mit Geld (GLS-Bank) verdanken ihre grundlegenden Ideen Rudolf Steiner.
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Jedes Kind ist eine unverwechselbare Persönlichkeit
Die vorherrschende Meinung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war es, dass Kinder noch keine eigenständigen Individuen sind, sondern dass sie erst dazu erzogen werden müssen. Rudolf Steiner ging jedoch davon aus, dass schon beim Neugeborenen und Säugling Züge seiner unverwechselbaren Persönlichkeit erlebbar sind, dass jedes Kind bereits mit einem eigenständigen Lebens- und Lernwillen auf die Welt kommt.
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Woher aber kommt der individuelle Lebens- und Lernwille des Kindes?
Als Ergebnis seiner geisteswissenschaftlichen Forschung kam Rudolf Steiner zu der Erkenntnis, dass der Mensch, in verschiedenen Zeitabständen, wiederholt auf die Erde kommt, dass er aus vorherigen Leben bereits etwas mitbringt und demnach nicht als unbeschriebenes Blatt geboren wird.Damit verbunden ging Rudolf Steiner davon aus, dass jeder Mensch eine individuelle Aufgabe auf der Erde hat, in seinem menschlichen Umfeld und in seiner Zeit. (In der Deutschen Sprache spricht man nicht umsonst von Berufung).
Das eigentliche Bestreben des Menschen ist es, sein Leben für sich und für andere sinnerfüllt gestalten zu können und sich fortwährend weiter zu entwickeln. Das Bedürfnis, dass man sich selbst und in seinem Umfeld etwas Positives in der Welt verändern kann, das Mitwirken am Gemeinwohl, ist es letztlich, was Erfüllung und Zufriedenheit schenkt. Damit es dem Menschen möglich wird, seine Berufung zu finden und grundlegendes Vertrauen in seine Fähigkeiten zu entwickeln, ist es hilfreich, wenn er als Kind eine entsprechend freilassende Erziehung erfährt.
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Die Ziele der Erziehung orientieren sich am Kind
Möchten Eltern ihrem Kind ermöglichen, seine Individualität schrittweise zu entfalten, so können sich Erziehungsziele nur am Kind selbst orientieren. Richtungsweisend dafür ist, die kindlichen Entwicklungsphasen und deren Gesetzmäßigkeiten zu kennen, z.B. dass sich das Sprechen aus dem Gehenlernen und das Denken wiederum aus dem Sprechen entwickelt. Wie das Kind diese Schritte vollzieht, mit welcher Intensität es dabei vorgeht, sind Ausdruck seiner Individualität. Wichtig ist, dem Kind vertrauensvoll die Zeit zu lassen, die es braucht, um seine Möglichkeiten zu entfalten.
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Beziehungsaufbau beginnt bereits vor der Geburt
Rudolf Steiner ging davon aus, dass jeder Mensch sich sein soziales Umfeld aussucht, seine Eltern und seine Familie, in die er hineingeboren wird. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Diesem Gedanken folgend, hat bereits das ungeborene Kind zu den Menschen, die einmal seine Eltern werden, eine seelisch-geistige Beziehung.
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Grenzenlose Offenheit – Alles Erlebte formt und prägt
Voller Vertrauen überlässt sich das Kind seinen Eltern. Außergewöhnlich feinsinnig nimmt es als Neugeborenes wahr, was in seinem Umfeld geschieht, nicht nur das Sicht- und Hörbare, sondern auch Seelisches und Geistiges, das in seiner Umgebung lebt.
Heute wird in der Alternativmedizin selbstverständlich davon ausgegangen, dass sämtliche Erlebnisse des Menschen in jeder Zelle seines Körpers gespeichert werden.
Rudolf Steiner bekundete bereits vor einem Jahrhundert, dass sich dem Kind, durch seine grenzenlose Offenheit, alles Erlebte bis ins Physische hinein einprägt. Das gesamte Verhalten der Erwachsenen, das soziale Miteinander sowie auch alles Äußere, beispielsweise die Raumgestaltung, Farb- und Lichtverhältnisse, das Spielmaterial u.v.m. sind von prägender Bedeutung.
Dazu gehört auch eine möglichst harmonische Atmosphäre, die das Kind umgibt, Freude und Heiterkeit in alltäglichen Situationen. Wesentlich ist vor allem die Qualität des menschlichen Miteinanders und dass dem kindlichen, unbeschwerten Gemüt entsprochen wird. Das heißt nicht, dass Kinder bespaßt oder unterhalten werden müssen. Auch schon ganz kleine Kinder haben ein genaues Gespür für Qualitätsunterschiede: für das, was aufgesetzt, künstlich ist oder, was aus echter menschlicher Freude erwächst. (Weiterführende Informationen finden Sie in Rudolf Steiners Buch Die Erziehung des Kindes).
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Lernen durch Vorbild und Nachahmung
Gleich in den ersten Lebensjahren lernt das Kind das Entscheidendste und Schwierigste: das Gehen, das Sprechen und das Denken. Dies kann ihm kein Mensch beibringen. Dabei ist es nicht auf seine Augen angewiesen, sonst könnten blinde Kinder sich nicht aufrichten. Es genügt, dass Kinder unter gehenden, sprechenden und denkenden Menschen aufwachsen. Es geht darum, dieses Lernen des Kindes – ohne sich in seine Entwicklung einzumischen – liebevoll zu begleiten, wahrhaftig und authentisch zu sein. Mit zunehmendem Alter zeigt sich die Nachahmungsfähigkeit des Kindes auch in den kleinen Geschehnissen des täglichen Lebens. So wie mit ihm oder mit anderen Menschen umgegangen wird, verhält es sich selbst. Mit derselben Liebe, Achtsamkeit, Fürsorge oder Ungeduld begegnet es seiner Umgebung. Im Spiel, z.B. mit einer Puppe, ahmt es Vieles nach, was es am eigenen Leib erfahren oder beobachtet hat.
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Das Kind lernt nicht auf der Verstandesebene
Etwa in den ersten sieben Jahren lernt das Kind noch nicht verstandesmäßig, sondern durch eigenständiges Erkunden und Nachahmen. Indem es die Dinge in seiner Umgebung mit allen Sinnen wahrnimmt und die Verhaltensweisen, Werte, Normen der handelnden Erwachsenen nachahmt, lernt es Alles tiefgründig und umfassend kennen. Das, was es sinnlich durchdringen und ganzheitlich verinnerlichen kann, wird ihm später zur Erkenntnis. (Weitere Informationen dazu finden Sie unter dem Thema Über das ganzheitliche Lernen des Kindes).
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Erziehung als Selbsterziehung
Realisiert man, wie stark die Nachahmung im Kinde wirkt und wie prägend sie ist, wird auch verständlich, warum Rudolf Steiner einen so großen Wert auf die Selbsterziehung des Erwachsenen legte. Sowohl das Kind als auch der Erwachsene sind Lernende; die Entwicklung hört niemals auf. Demnach ist auch der Erwachsene ein Werdender, der vom Kind nicht mehr verlangen kann als von sich selbst – vorausgesetzt, dass er authentisch und glaubhaft sein möchte.
Die gesamte Anthroposophie, deren Begründer Rudolf Steiner ist, kann in diesem Sinne als ein Weg der Selbsterziehung verstanden werden. Das Ziel ist es, die seelisch geistigen Kräfte zu wecken, die in jedem Menschen latent vorhanden sind. Letztlich geht es darum, dass der Mensch kraftvoll und mit Vertrauen sein Leben sinnerfüllt gestalten kann.
Rudolf Steiners Anregungen gehen weit über die frühkindliche Entwicklung hinaus. So wird auch in den Waldorfschulen angestrebt, die Entwicklungsschritte und Bedürfnisse des Kindes und des Jugendlichen, in differenzierter Weise zu berücksichtigen.
Wie sich der Unterrichtsstoff nicht als reine Wissensvermittlung, sondern als Entwicklungs-Hilfe versteht, können Sie in Kürze unter dem Thema Lernen als Entwicklungshilfe – Grundgedanken der Waldorfpädagogik erfahren.
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Literaturempfehlungen:
Zur Waldorfpädagogik:
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Frans Carlgren: Erziehung zur Freiheit. Die Pädagogik Rudolf Steiners. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart. Mehr darüber lesen …
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Rainer Patzlaff, Claudia McKeen, Ina von Mackensen, Claudia Grah-Wittich: Kindheit – Bindung – Gesundheit: Leitlinien der Waldorfpädagogik für die Kindheit von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr. Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V. Mehr darüber lesen …
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Peter Selg: Der therapeutische Blick. Rudolf Steiner sieht Kinder. Verlag am Goetheanum, Dornach, Schweiz. Mehr darüber lesen …
Zu Rudolf Steiner:
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Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. rororo-Taschenbuch, Rowohlt-Verlag, Hamburg.
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Peter Selg: Zur Gestalt eines geistigen Lehrers. Eine Einführung. Verlag am Goetheanum, Dornach, Schweiz. Mehr darüber lesen …
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Wie entstand die Idee von beginning well?
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